Die Podiumsteilnehmer posieren für ein Pressefoto.
Jochen Tack

5. September 2025Masterplan Ruhr schlägt neues Kapitel der Interessenvertretung auf

Ziele in 5 übergeordneten Handlungsbereichen, 18 konkrete Projekte, 5 Jahre Zeit: Kein Zweifel, der Masterplan Handwerk Ruhr ist ein hoch ambitioniertes Arbeitsprogramm. Dessen Verabschiedung nach intensiver Erörterung und öffentlicher Vorstellung markiere somit nicht den Endpunkt eines Entscheidungsprozesses, sondern das Fanal „Jetzt geht´s erst richtig los“, wie Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur und in ähnlicher Diktion gleich mehrere verantwortliche Beteiligte an der Vereinbarung bei der Präsentation des Handlungsleitfadens am Mittwoch in Bochum betonten. „Wir haben alle wichtigen Akteure an Bord“, freute sich seinerseits der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert. „Jetzt muss die Mittelstands-Metropole Ruhr ins Schaufenster!“

Rund einhundert geladene Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik durften nach zweieinhalb Stunden engagierter Wortbeiträge als Erkenntnis verbuchen, dass hier ein neues Kapitel, eine fulminant neue Qualität an Interessenvertretung für „die Wirtschaftsmacht von nebenan“ in der einst von Schwerindustrie dominierten Region aufgeschlagen worden ist. Denn die zwischen den 3 Handwerks-kammern und 9 Kreishandwerkerschaften des Verbunds Handwerk Region Ruhr und dem Regional-verband Ruhr/ RVR verabredete vielfältige Aktivität setzt an weichen wie harten Faktoren eines nach-haltigen Strukturimpulses gleichermaßen an: mehr Mittelstandskultur durch eine diversifiziertere, weniger industrie- und hochschullastige Innovationsförderung, aber auch konkret im Vergabewesen; eine prononcierte Berücksichtigung der besonderen Flächenbedarfe Kleiner und Mittlerer Unternehmen in kommunalen Standortkonzepten, aber auch die Realisierung dementsprechend parzellierter Gewerbegebiete; eine Empfehlung, die Qualifizierungsbasis der Region durch verpflichtenden praktisch-technischen Schulunterricht zu verbreitern, aber auch die (bereits beschlossene) Auslobung eines neuen „Ausbildungspreis Ruhrgebiet“. Ziele zur Wahrung der Mobilitätsbedarfe des Handwerks und zu Klimaschutz und Ressourceneffizienz komplettieren die Masterplan-Agenda. „Speziell zum wichtigen Thema Kreislaufwirtschaft und dem Aspekt Zirkuläres Bauen hat der Verbund Handwerk Region Ruhr schon in 2024 eine Konferenz mit weiterführenden Schritten abgehalten“, konnte RVR-Verbandsdirektor Garrelt Duin auf bereits begonnene Aktivität auf der Handwerksseite verweisen. Als ein zentraler Hebel, um Anliegen der Handwerkswirtschaft zu mehr Geltung in den Stadtparlamenten und Amtsstuben zu verhelfen, sollen spezielle Kümmerer in der Verwaltung möglichst aller 53 Kommunen des RVR-Gebiets etabliert werden – ein Plansoll, dessen Bedeutung vor allem Kreishandwerksmeister Wolfgang Hoffmann und die Metallbauunternehmerin Katja Lilu Melder herausstrichen: Nicht zuletzt im Vergabesektor werde zu wenig mit den erfahrenen Handwerksbetrieben vor Ort gesprochen, um vor Ausschreibungen zu funktionalen Fachlosen und Leistungsverzeichnissen zu kommen, und würden zu häufig Generalunternehmen bedacht.

Am Ende der Umsetzung des Masterplans soll eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsstärke in den 130 Branchen, 47.000 Unternehmen und 300.000 Beschäftigten des Wirtschaftsbereichs an Rhein und Ruhr stehen und sich dementsprechend das volle Potenzial des (handwerklichen) Mittelstands als Rückgrat der regionalen Entwicklung entfalten können. „Sie haben Mut bewiesen, so konkret zu werden,“ lobte Ministerin Neubaur den breit angelegten Handlungskatalog. Sie kündigte an, sich nachdrücklich für schlankere und digitale Verwaltungsverfahren und auch bei der Investitionsförderung des Landes für „generell pauschalere Bedingungen ohne Nachweispflicht“ einzusetzen: „Die Unternehmen sollen ihre Ressourcen auf die Geschäftserweiterung und ihr neues Marketing statt auf Berichtspflichten verwenden können,“ so Neubaur. Raumordnerisches Ideal für die Ruhrstädte bleibe, die Cities als Wohn- und Produktionsorte vital zu halten. Hierfür wie bei den Bildungs- und Transformationszielen des Landes in der Region gelte: „Alles geht nur mit dem Handwerk!“

Zuvor hatte der Vorsitzende der RVR-Verbandsversammlung und Oberbürgermeister von Herne, Frank Dudda, angekündigt, sich für eine deutliche Verbesserung der Zahlungspraxis der Städte und für Handwerkerhöfe zur Ansiedlung mehrere Betriebe unter einem Dach einzusetzen. 

 

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