 
						30. Oktober 2025Bestatten: Mehr als ein Beruf
Von Bestatterinnen und Bestattern wird mehr als „bloßes“ handwerkliches Können erwartet: neben einem pietätvollen Umgang mit Verstorbenen nicht zuletzt Souveränität und ausgeprägtes Takt- und Feingefühl in der Annahme und Begleitung der Hinterbliebenen.
Das breit gefächerte Aufgabenbild sieht von der thanatopraktischen Kompetenz in der hygienischen, erhaltenden und ästhetischen Versorgung von Toten und zahlreichen organisatorischen Handlungen einschließlich der behördlichen und kirchlichen Formalitäten im Hinblick auf die Vorbereitung der letzten Ruhestätte vor allem eine heikle Betreuungsaufgabe vor: Trauernde in allen Angelegenheiten und über die gesamte Dauer einer Bestattung zu beraten und zu begleiten. Das setzt trainierte Menschenkenntnis und Verantwortungs-bewusstsein voraus. Gelernte Bestattungsfachkräfte leisten einen Rundum-Service, der in der Regel mit der Kontaktaufnahme zu den Trauernden beginnt und mit der Beisetzung des Verstorbenen endet.
Tätigkeitsspektrum und Ausbildungsinhalte im Detail
Bestattungsfachkräfte
- beachten einschlägige Rechtsvorschriften, Normen und Sicherheitsbestimmungen sowie Riten und Gebräuche
- arbeiten selbstständig und im Team, stimmen ihre Arbeiten mit den übrigen betrieblichen und außerbetrieblichen Beteiligten ab
- arbeiten kundenorientiert und nutzen moderne Informations- und Kommunikationstechniken, nehmen Bestattungsaufträge entgegen und bearbeiten sie,
- planen Arbeitsabläufe, kontrollieren und beurteilen Arbeitsergebnisse, bearbeiten Verwaltungsvorgänge, wirken bei der Kostenermittlung mit und wenden qualitätssichernde Maßnahmen sowie Maßnahmen des Gesundheitsschutzes an,
- fertigen und wenden technische Unterlagen an,
- handhaben und warten Werkzeuge, Geräte, Maschinen und technische Einrichtungen, be- und verarbeiten Werk- und Hilfsstoffe,
- beachten Verfügungen zur Bestattung und sind in der Lage Angehörigen unter Berücksichtigung der jeweiligen Trauersituation zu betreuen, zu beraten sowie trauerpsychologische Maßnahmen anzuwenden und über Möglichkeiten der organisatorischen und psychologischen Betreuung zu informieren,
- führen friedhofs- und grabtechnische Arbeiten durch,
- versorgen Verstorbene nach hygienischen und thanatopraktischen Grundsätzen, sorgen für Verstobene, indem sie sie überführen, aufbewahren und aufbahren
- wirken bei der Durchführung der Bestattung mit,
- informieren über Möglichkeiten der Bestattungsvorsorge, unterbreiten hierüber Angebote und erläutern Finanzierungsmöglichkeiten.
Eine besondere Branche und ihr offensiver Qualifizierungsweg
In NRW kümmern sich derzeit 1285 Unternehmen mit 6.415 Tätigen Personen in diesem Sinne um die berufsfachlich hochstehende Qualität aller Aspekte und Abläufe einer Bestattung. Von ihnen bilden 104 Betriebe selbst Nachwuchs im 3jährigen Lehrberuf zur Bestattungsfachkraft aus. Im Gewerbeverzeichnis der Handwerkskammer Düsseldorf sind 375 Betriebe mit (einschließlich der Inhaber) 1961 Beschäftigten registriert. 37 Firmen bilden aktuell insgesamt 51 Auszubildende selbst aus. In Düsseldorf gehören 27 Bestattungsunternehmen mit 156 Mitarbeitenden dem Berufsstand an; sechs von ihnen führen z.Zt. insg. elf Auszubildende an ihr Berufsziel. Die insgesamt landesweit derzeit 135 angehenden Gesellen und Gesellinnen werden außerdem im Bergischen Berufskolleg Wipperfürth und Wermelskirchen zentral in einer Landesfachklasse für Bestattungsfachkräfte unterrichtet. Die überbetriebliche Ausbildung für Bestattungsfachkräfte findet in ganz Deutschland einheitlich im Bundesausbildungszentrum der Bestatter (BAZ) in Münnerstadt statt.
Der Bestatterberuf ist nicht nur einer der jüngsten Ausbildungsberufe des deutschen Handwerks. Die Lehre zur Bestattungsfachkraft gehört überdies zu den am stärksten wachsenden Ausbildungsange-boten des Berufsbildungswesens. Zum Jahresende 2024 befanden sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts 890 Personen in dualer Ausbildung, noch 2014 hatte es nur 340 Qualifikanden gegeben. Auch im HWK-Bezirk Düsseldorf wächst die Anzahl der Lehrlinge stetig: von 28 im Jahr 2007, als erstmals regulär (nach mehrjähriger Erprobungsphase) die grundständige Berufsausbildung zur Bestattungsfachkraft möglich und angeboten wurde, über 44, als der Bestatterberuf im Jahr 2020 erstmals in die Anlage B1 der Handwerksrolle für ausbildende Berufe ohne Meisterpflicht aufgenommen wurde, bis zur jetzigen Anzahl von 51 Lehrlingen. Der Qualifikationsaufwuchs hat vor allem jungen Frauen eine zusätzliche Berufsperspektive im Handwerk erschlossen: 26 der kammerweit aktuellen Lehrlinge sind weiblichen Geschlechts. Anzumerken ist ferner, dass sich die fachverbandliche Vertretung des Berufsstandes, der Bundesverband Deutscher Bestatter e.V., seit Jahren mit Nachdruck für die Einführung auch einer verpflichtenden Meisterprüfung für die selbstständige Unternehmensführung und die Aufnahme in die Handwerksrolle A für Vollhandwerke einsetzt.
Stärkende und modernisierende Effekte
Mit seinem ausgeprägten Qualifikationsbewusstsein setzt dieser dem Menschen so nahe kommende Handwerksberuf allen auf Nivellierung von Skills und Anforderungen abzielenden Trends eine eigene Haltung entgegen: Die Bereitschaft, die eigenen Ressourcen systematisch zu stärken und zu erweitern – sicher kein Nachteil in Zeiten eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels in der Trauerkultur: Während im christlich geprägten Kulturkreis vor allem Einäscherungen die früher übliche Erdbestattung immer stärker ablösen, vollzieht sich gleichzeitig generell bei allen rituellen Formen des Totengedenkens eine Öffnung im Gefolge gewachsener gesellschaftlicher Vielfalt in ethnischer und ethischer Hinsicht. Indem es sukzessive an der Verbesserung der Kompetenz seiner Betriebe und Mitarbeiter arbeitet, zeigt sich das Bestattungsgewerbe umso besser vorbereitet, die gravierenden Veränderungen auf der Nachfrageseite aufzunehmen und zu gestalten.
Im Zuge des jahrelangen Kompetenz-Aufbaus der Branche hat sich übrigens auch die Selbstdarstellung des Berufsstands belebt. Frischer Wind im Marketing weht spätestens, seit das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur vor gut anderthalb Jahrzehnten einen Plakatwettbewerb unter dem Motto „Wer nicht wirbt, stirbt“ aus der Taufe hob.
Nicht zuletzt profitiert der Berufsstand von dem Impetus einer systematischen Stärkung seines Kompetenzniveaus in seinen ökonomischen Strukturen, abzulesen an objektiven Merkmalen wie den wachsenden Beschäftigungs- und Ausbildungszahlen.
Handwerkskammer Düsseldorf - die „Bestatterkammer“
„Insgesamt 10 Fortbildungsteilnehmer konnten am Freitag in der Handwerkskammer aus den Händen von Kammerpräsident Prof. Wolfgang Schulhoff und Wolfgang Zocher, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Bestatter, erstmals eine Meisterurkunde entgegennehmen,“ so kündete ein Pressedienst der HWK Düsseldorf am 30.Januar 2004 von einem Meilenstein auf dem Weg des Bestattungsgewerbes zu einem vollqualifizierenden Ausbildungsberuf: Dem erfolgreichen (Prüfungs-)Abschluss des ersten Meisterfortbildungslehrgangs für Bestatterinnen und Bestattern durch das Bildungszentrum (heute Akademie) der HWK.
Die Handwerkskammer Düsseldorf hat in bundesweiten Maßstab immer wieder eine führende Rolle beim Ausbau der Qualifizierungsstrukturen im Bestattungsgewerbe gespielt. Der Meisterausbildung vorausgegangen waren die bereits in den 90er Jahren ebenfalls maßgeblich von der HWK voran-getriebenen Fortbildungsabschlüsse zum (bzw. zur) Fachgeprüften Bestatter/in, zum/zur Thanato-praktiker/in und zum „Funeral Master“, der fachtheoretisch wie -praktisch vollgültigen Vorstufe der späteren Meisterqualifikation. Gleichzeitig profilierte sich die HWK Düsseldorf als zentraler Prüfungsort für die neuentwickelten Qualifikationen, die inzwischen weiter ergänzt worden sind um Spezial-abschlüsse zum/ zur Kremationstechniker/in und zum/ zur Bürokommunikationsfachwirt/in im Bestattungsgewerbe. Zum Jahresende 2025 werden rund 150 Berufszugehörige in Düsseldorf eine Fort- oder Weiterbildungsprüfung im aufstrebenden Bestatterberuf abgelegt haben.
